Marrakesch, Fès und Chefchaouen

Die drei Touristenstädte und ihre Sehenswürdigkeiten wollten wir uns nicht entgehen lassen. Marrakesch war dabei eindeutig unser Liebling, die Stadt lebt enorm, ist quirlig und bleibt sich trotz der grossen Zahl an Touristen ein wenig treu. Wir konnten bei Björn Haldimann, einem Landsmann, in seinem bemerkenswert schön restaurierten Riad Enija mitten in der Medina Quartier nehmen. Björn hat beim Umbau der drei Häuser sehr viel Gefühl für die lokale Kultur und Architektur gezeigt. Der Djamâa-el-Fna Platz wird jede Nacht in einen riesigen Fresstempel umgebaut. Unglaublich viele, z.T. spezialisierte Temporärrestaurants buhlen hier um Gäste. Wir haben das Eintauchen in diese Welt sehr genossen, wir lassen uns natürlich auch gerne umwerben!

In Fès haben wir uns einen coolen Oldy als Guide genommen. Obwohl Gabi ihm genaue Vorgaben durchgab, was wir ansehen und dass wir auf gar keinen Fall einen Teppich kaufen wollten, raspelte er seine Standard Führung ab und schleppte uns zu einem Teppichhändler. Was aber wirklich sehr beeindruckend war, ist die open-air-Gerberei mitten in der Medina.

Chefchaouen würden wir niemandem dringend empfehlen. Das Original, Andalusien ist viel schöner und hat erst noch Jamon crudo.

Der ganz normale Alltags-Wahnsinn

Eines der Mineralwasser, die es in Marokko zu kaufen gibt, kommt von Sidi. Hier ist auch unser Wassertank leer – passend. Wie üblich fragen wir an der Tankstelle um Wasser. Niemand will uns Wasser geben! Da kommt ein Bauer und sagt uns, wir sollen ihm unauffällig mit unserem LKW folgen. Er führt uns etwa 5 km entfernt auf ein Feld wo gerade zwei andere junge Bauern einen Tankwagen mit Wasser füllen, 3,8 Tonnen. Mitten im Feld gibt es einen Wasseranschluss für Einheimische, an dem man Mineralwasser gratis tanken kann. Wir werden sofort zu Einheimischen und füllen unseren Tank auch mit Mineralwasser, so geil.

Wir stehen ja nach Möglichkeit immer frei an einem schönen Ort. Heute stehen wir in der Nähe eines Ortes und sehen wie die Menschen mit ihren Tieren und per Bus nach Hause kommen. Ein Buspassagier spielt sich als Polizist auf und möchte unsere Pässe sehen. Wir geben ihm die selbstgemachte Kopien unserer Identitätskarten, er ist zufrieden, wir auch. Mitten in der Nacht klopft jedoch jemand an unsere Tür. Wir schälen uns aus dem Tiefschlaf und sehen uniformierte Polizei vor der Tür. Sie wollen ebenfalls die Pässe kontrollieren, mitten in der Nacht! Wir geben ihnen die Pässe nicht, füllen aber ihr Formular aus, weil wir das schneller können und beschweren uns, dass wir das für Schikane halten. Sie entschuldigen sich und lassen uns weiterschlafen.

Nach einer ca. 4-stündigen, anstrengenden, wunderschönen Passfahrt nach Tilougguite müssen wir im Ort feststellen, dass die Strasse durch den harten Winter hier im Moment nicht mehr weiter geht. Umdrehen und zurück. Der nächste Pass im Rifgebirge ist dann aber eine andere Kategorie. Wir gehen alles ruhig an. Die Strasse ist zwar eng und nicht zum Kreuzen gedacht, aber sie windet sich idyllisch immer weiter den Berg hoch. Es gibt Schnee; wir kommen aus den Bergen, der macht uns nichts. Die Strasse wurde offensichtlich mit einem Caterpillar freigeschaufelt, die Strasse zwischen den Schneemauern ist genau eine Schaufel breit. Langsam werden die Mauern aber auch für unsere Gewohnheiten etwas hoch, so ca. 3.8 – 4m. Die Spiegel werden automatisch durch die Schneemauern eingeklappt, die Türen würden nicht mehr aufgehen, wir sind eingesperrt. Aber wir fahren immer noch bergauf und hoffen auf keinen Gegenverkehr oder mindestens auf etwas kleineres, damit wir mit der Macht der Grösse weiterfahren könnten. Nach etwa 2h, gefühlt ca. 5h und durch die Konzentration ohne nette Unterhaltung, stehen wir ohne grössere Schäden auf der anderen Seite des Passes. Der Schnee hat uns ein paar Zierleisten weggestohlen, aber wir sind diesbezüglich grosszügig.

Da wir durch gebirgige Landschaft fahren, treffen wir immer wieder einmal auf Brücken. Meist sind sie mit irgendwelchen Schildern beschriftet. Häufig steht 5t und etwas Arabisches drauf. Wir sind überzeugt, dass das Arabische heisst, dass man die Angabe nicht so ernst nehmen sollte. Unser LKW hat nämlich 10t. Heute wissen wir, dass wir Recht hatten, alle Brücken haben gehalten, auch wenn man es nicht allen wirklich gegeben hätte.
So ein Haus auf Rädern braucht Strom, z.B. für unsere Wasserheizung, ja wir sind Warmduscher! Eines Tages meldet sich unser Generator definitiv ab. Kein Strom mehr im Stand. Kühlschrank wird warm und auch Kaffeemaschine ist schwierig. Während dem Fahren laden wir unsere Batterien, aber Duschen geht nur noch mit Wasseraufsetzen und warm Waschen. Mehr als einen Tag frei stehen geht auch nicht! Wir brauchen eine Lösung.
Mitten in einem wunderschönen Naturpark, den wir ganz alleine geniessen können, gibt die Kupplung den Geist auf. Sie will keinen Schaltvorgang mehr zulassen. Anhalten nur mit Abwürgen und Starten nur über den Anlasser. Wir müssen also einfach fahren, nix Natur ansehen und anhalten. Wir drohen jedem potentiellen Entgegenkömmling mit Abdrängen von der Strasse, es kommt deshalb auch keiner. Das Einbiegen in die Hauptstrasse nach 3h ruhiger Parkfahrt geht flüssig, ein Reisebus muss etwas vom Gas, aber wir finden das nicht weiter schlimm. Leider müssen wir in diesem Zustand über 120km zur nächsten Stadt fahren. Es war eine ruhige Fahrt.

Der ganz normale Shopping-Wahnsinn

In der Gerberei von Fès wollten wir uns 2 Schaffelle für unsere Campingstühle erstehen, genug hatten die hier eindeutig. Der Touristenpreis erschien uns dann doch sehr hoch. Da der Handyempfang hervorragend war, konnten wir rasch nachsehen, was Schaffelle in der Schweiz kosten würden und siehe da, sie waren sogar etwas günstiger. Die Verhandlungen waren dann etwas einseitig, wir bezahlten nur knapp 40% des verlangten Preises.
Wir reisen ja luxuriös und leisten uns eine kleine Nespresso Maschine. Wir lieben diesen Kaffee und Bekannte, die wir unterwegs treffen offensichtlich auch, also sind wir irgendwann mit unserem Vorrat ausgeschossen. Dank der Webseite von Nespresso finden wir aber in Marrakesch einen Nespresso-Laden. Wir strahlen wie Maikäfer und stocken unser Lager wieder auf, so dass wir sicher damit über die Runden kommen werden.

In Marrakesch erhält man fast alles, also suchen wir mit Hilfe von Björn in einen grossen Anbieter von Generatoren. Der Laden ist eindrücklich. Der Verkäufer möchte mir natürlich den grössten und besten verkaufen, aber so gerne ich den gehabt hätte, er passt nicht in unsere Staubox und wir benötigen die Leistung auch gar nicht. Viel schwieriger ist es jedoch den Verkäufern und am Schluss dem Manager klar zu machen, dass ich das Teil erst erstehen werde, wenn ich es in meinem LKW laufen gesehen habe und zwar unter Last. Eigentlich ist das nicht möglich, aber ich scheine überzeugend genug gewesen zu sein. Alles passt und ich kaufe. Wir haben wieder einen Stromlieferanten.

Ein handgeschaltetes Fahrzeug mit einer Kupplung, die nicht mehr geht, ist ja blöd. Also lassen wir unseren MANroc in Fes zu einer kleinen Werkstatt, die unser versichert, dass sie den Schaden beheben kann, abschleppen. Auf der Strasse wird die Kupplung demontiert und die Teile sofort begutachtet. Am Samstag läuft die Bestellung für neue Originalteile aus Casablanca, am Sonntag werden sie geliefert und am Abend fahren wir vom Hof! Den Preis, den wir aushandeln können, würde in unseren Breitengraden vermutlich gerade Mal die Diskussion mit dem Verantwortlichen, ob er den Auftrag annehmen will oder nicht, abdecken.

Die Einsamkeit

Länger fahren wir in einem Park und geniessen die Natur und die Einsamkeit. Wir kommen an keinem Dorf vorbei, wo wir uns z.B. mit Brot hätten eindecken können. Irgendeinmal sehen wir einen wunderschönen Bergsee. Sofort suchen wir uns einen Weg dorthin und stehen idyllisch am See. Traumhaft. Brot haben wir keines. Jetzt kommt Gabis Belesenheit ins Spiel. Bevor wir in die Haia steigen, produziert sie einen speziellen Brotteig und streicht den in eine Bratpfanne. Am Morgen ist der Teig wirklich aufgegangen und wir stellen die Bratpfanne aufs Feuer. Kurz danach geniessen wir unser erstes Brot aus der Pfanne, herrlich.

An einem anderen See, einem Stausee kurz vor Tanger Med, stellen wir uns wieder mit wunderbarer Sicht über den See. Kein Mensch in der Nähe. Plötzlich erscheint ein Marokkaner und bringt uns Kaffee und Kuchen, er findet es toll, dass wir hier stehen und möchte etwas mit uns plaudern. Am anderen Morgen bringt er uns zum Frühstück heissen Tee. Er konnte ja nicht wissen, dass wir Nespresso haben.

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