20.1.23 bis 10.2.23

Die Lagunenroute hinterliess bleibende Spuren an unserer Ausrüstung, dafür belohnte uns Bolivien mit einer sensationellen Abschiedspiste. Gabi wechselte unterwegs kurzfristig die Farbe und wir verliessen Bolivien überglücklich. Bolivien ist eines unseren Lieblingsländer geworden.

Kälte und Akkumulatoren

Wie in den letzten Notizen berichtet, hat uns die Lagunenroute sehr gefallen, aber nicht allen unseren Geräten. Als wir unseren Laptop starten wollten, reagierte er gar nicht mehr. Unterwegs ist aber auf unserem Laptop unser Leben! Klar sicheren wir unsere Daten – einmal im Monat. Die Batterie war entladen, der dünne Laptop hat die Kälte direkt an den Akku weitergegeben und der ist mehr oder weniger eingefroren. Nach längerer Untersuchung und Aufwärmen des Rechners stellten wir fest, dass die Batterie vollständig tiefentladen ist und sie sich auch nach vierundzwanzig Stunden nicht wieder laden lässt. Kein Problem dachten wir, wir können den Laptop eben nur noch am Strom betreiben, steckten ihn an das Ladegerät und siehe da, er startete nicht. Für das Startprozedere benötigt der Laptop offensichtlich die Batterie, die dann den Ladestrom aus der Dose freigibt. Jetzt hatten wir ein Problem. Wir sind zwar im Besitz eines kleinen Ersatzgerätes, das aber keine Daten speichern kann, unsere Daten vom letzten Save sind auf einer externen Harddisk, aber die aktuellen noch nicht gespeicherten natürlich lediglich auf dem Solid-State-Drive des Laptops. In Cochabamba haben wir einen PC-Doktor gefunden, der so kleine Schraubenzieher wie ein Uhrmacher besass und tatsächlich den Laptop aufschrauben konnte. Was zum Vorschein kam, war für mich erstaunlich. Der Laptop besteht ausser dem bekannten Bildschirm und der Tastatur zu etwa 2% aus dem Rechner, zu 4% aus der SSD, zu 2% aus den Ventilatoren, zu 2% aus Lautsprecher und zu 90% aus der Batterie. Das bedeutet also, dass meine Laptop-Innereien zu 90% gestorben sind, eigentlich ein Totalschaden, vor allem wenn man berücksichtigt, dass das Teil schon ungefähr fünf Jahre alt ist. Im Internet konnte ich die Batterie als Ersatzteil sofort finden, sie wird in den USA zu USD 49.90 geliefert. Fünfzig USD wäre mir der Laptop alleweil noch wert. Leider liefert keiner der Anbieter nach Bolivien. Freundlicherweise hat der Hersteller HP die Batterie mit einem Stecker mit den BUS des Rechners verbunden, so dass ich die Batterie ganz einfach trennen konnte. Sobald die Batterie abgetrennt war, konnte ich den Laptop – am Strom natürlich – wieder starten. Das Prozedere ist ein wenig umständlich, weil der HP natürlich immer das Datum und die Uhrzeit verliert, aber möglich. Unser elektronisch Leben ist gerettet.

Glücksmoment

In Villazón sind wir Richtung Osten auf die Ruta 28 abgebogen. Nur mit Hilfe eines Taxifahrers schafften wir es die Stadt Richtung Osten zu verlassen. Intelligenterweise werden gerade die Ost- und die Nordumfahrung mit grossen Strassen neu erstellt und eine Überquerung der Baustellen ist nicht möglich. Nach der Polizeikontrolle beim Verlassen der Stadt ging es direkt in eine enge und sehr tiefe Schlucht. Eine Strasse, die ich mit Globi erst nach kleiner Erkundigung und Rückfragen bei einem lokalen LKW-Fahrer unter die Räder nahm. Gabi ging zu Fuss! Es ist definitiv keine Globi-Strasse, überhängende Felsen und steile, sehr enge Serpentinen. Nach der Schlucht richteten wir auf der anderen Seite gerade unser Nachtlager ein. Tags darauf befuhren wir die Ruta 28, die nördlich der Grenze zu Argentinien entlang verläuft und etwas über 100 Kilometer lang ist. Sie durchquert etliche Täler mit zum Teil anspruchsvollen Pisten und windet sich auf über 4’300müM. Aber die Sicht und die Einsamkeit, die Schönheit der Landschaft war genau das, was wir auf unseren Reisen suchen, eine Sensation der Natur. Die Strasse war ein wunderschönes Abschiedsgeschenk von Bolivien, wir empfehlen sie allen Bolivienreisenden wärmstens.

Begegnungen

Beim Besuch des Dorfes Yamparaez in der Nähe von Sucre trafen wir beim Coiffeur eine ältere Bolivianerin, die ihren Enkel begleitete. Sofort erkannte mein fotografisches Auge sie als perfektes Model. Ausnahmsweise fragte ich sie, bevor ich ein Foto schoss, ob ich sie fotografieren dürfe. Sie zierte sich. Dank dem Gabi sie aufmunterte und sie eigentlich offensichtlich stolz war, dass ich sie gefragt habe, stimmte sie schlussendlich zu. Während des Shootings war sie scheu und verlegen wie ein junges Mädchen und extrem süss. Da sie keine Vorbereitungszeit hatte, wurden die Fotos sehr authentisch und ich glaube, dass ihre Sympathie auf den Fotos nachzuempfinden ist.

Tücken der Technik

Nachdem wir beim Start in Uruguay glücklicherweise unsere Webasto Dieselheizung reparieren konnten, ist sie bis Bolivien immerhin an die zehn Mal brav gelaufen. Leider kam dann beim nächsten Mal wieder derselbe Fehler: Temperaturfühler zeigt unmögliche Temperaturen an und die Heizung startet nicht mehr. Offensichtlich frisst unsere Heizung einfach gerne Temperaturfühler dabei versorgen wir sie immer brav mit Diesel! Eine neuerliche Reparatur können wir nicht mehr durchführen, da wie keinen entsprechenden Temperaturfühler mehr auftreiben können. Ab sofort reisen wir ohne Heizung und in der Folge auch ohne Warmwasser. Als Warmduscher ist das für uns schon eine einschneidende Sache, aber wir lernen damit umzugehen. Meistens ist es draussen ja warm genug und so sind auch unsere Frischwassertanks nicht wirklich kalt. Vielleicht mutieren wir so ja noch zu richtigen Campern.

Zum Schmunzeln

Unser Globi kann sich in fast jedem Gelände selbständig nivellieren, so dass Gabi das Oel beim Braten nicht aus der Pfanne läuft oder mindestens nicht nur auf einer Seite der Pfanne liegen bleibt. Auch der Abfluss in der Dusche ist bei nivelliertem Boden deutlich sympathischer – Luxus eben. Eines Tages stelle ich fest, dass auf den Fuss des Nivellierungsständers Flüssigkeit tropft. Das System muss ja die Tonnagen von Globi hydraulisch heben können. Also analysiere ich sofort, dass wir ein Problem mit einer undichten Hydraulik haben. Längere Abklärungen und Fotos mit dem Hersteller Toni Maurer ergeben, dass es sich um ein kompliziertes Leck handeln könnte, da offensichtlich die Simmerringe (Wellendichtringe) in der Stütze selbst ein Leck haben. Wir werden unterwegs Hydrauliköl nachfüllen müssen! Bei einer meiner täglichen Inspektionen stellte ich dann jedoch fest, dass es sich bei der Flüssigkeit nicht um Hydrauliköl handelt, sondern um schlichtes Rostwasser, das aus einem gebrochenen Heizungsschlauch tropft. Das können wir auf der Stelle locker selbst reparieren! Das Heizungssystem steht mit zwei Bar unter Druck. Wir müssen den Schlauch abschneiden, verkürzen und mit einer neuen Schlauchschelle wieder befestigen. Kein Problem, wenn da nur der Druck nicht wäre. Wir möchten ja auch kein Heizungswasser verlieren, da wir hier im Off keine Möglichkeit haben das System mit zwei Bar nachzufüllen. Gabi übernimmt also den Part den abgeschnittenen Schlauch mit dem Finger abzudichten, bis ich die anderen Arbeitsschritte erledigt habe. Logischerweise ist der Ort des Bruchs nicht gut zugänglich und es hat effektiv nur Platz für einen menschlichen Arm, wir benötigen aber Platz für drei solche. Es entsteht dadurch ein unübersichtliches Armgedränge. Ich schneide den Schlauch ab und Gabi versucht den Finger auf das Schlauchende zu drücken, dabei wechselt sie gesamtkörperlich urplötzlich die Farbe, sie ist jetzt rostfarbig! Vorher war Gabis Gesicht noch schön sonnengebräunt, während unserer Reparaturarbeiten erscheint sie mehr rötlich mit deutlichen Farbflecken, auch der Gesichtsausdruck war nicht wirklich glücklicher, sie sieht auch nicht mehr gut, weil die Brillengläser auch rot befleckt sind. Resultat: wir haben das locker geflickt gekriegt und Gabi nahm anschliessend unverzüglich eine Dusche.