20.2.22 bis 10.3.22

Auch in Paraguay trafen wir wieder wunderbare, offene und gastfreundliche Menschen. In der kurzen Zeit bereisten wir lediglich den südlichen Teil des Landes. Ein bleibendes Erlebnis bleibt die Verzollung der Reifen für Globi.

Die Polizei dein Beschützer und Helfer

Wie in jeder Landeshauptstadt ist auch in Asuncion der Verkehr chaotisch. Es ist besser wir haben die Augen auf alle Seiten offen, denn überholt und gedrängelt wird rund um den LKW. Gabi dirigiert mich durch die Strassen und wird von ihren GPSern entsprechend informiert. Nicht immer sind die angewiesenen Routen mit den Verkehrsregeln übereinstimmend. Normalerweise gehen wir, und auch die anderen Verkehrsteilnehmer, damit grosszügig um. In Asuncion führte uns dies jedoch mitten in die Altstadt, die LKW-Verbot hat und auch irgendwie zu eng ist. Ein junger Polizist stoppte uns und wollte, dass ich auf die Seite fahre und meinen Ausweis zeige. Beides machte ich vorsichtshalber mal nicht, weil ich nicht ein paar Stunden neben der Kreuzung stehen wollte. Obwohl er immer dieselben Anweisungen lauthals von sich gab, verstand ich einfach seinen Akzent nicht und erklärte ihm, er solle mir doch bitte den Weg aus der Altstadt weisen, da ich nicht ortskundig sei. Nach einem längeren Hin und Her kam dann sein erfahrener Vorgesetzter und fragte mich, wo ich hinwolle, und erklärte mir, wie ich aus diesem Schlamassel wieder rauskomme würde. Dafür hielt er den gesamten Verkehr auf der Kreuzung an und wir konnten unvorschriftsgemäss abbiegen und weiterfahren. In den Jahren in Südamerika haben wir nur sehr gute und sympathische Erfahrungen mit den Polizeiangestellten gemacht, lieben Dank.

Glücksmoment

Auf der Routa 1 in den Süden mussten wir auf Grund der extremen Hitze und dem Genuss eines sensationellen, lokalen Eises am Strassenrand anhalten, ausruhen und eilig die Toilette heimsuchen. Nach einer kurzen entsprechenden Rast fuhren wir weiter bis zur nächsten Tankstelle, wo wir ordentlich stehen konnte. Etwa eine Viertelstunde später erschien eine junge, attraktive Farmersfrau mit ihrem kleinen Sohn und sprach uns auf Deutsch an. Ob es uns gut gehe, ob sie etwas für uns tun könne und ob wir Hilfe bräuchten. Sie hatte uns am Strassenrand gesehen, gewendet und als wir nicht mehr da waren, hatte sie uns gesucht. Wir sind überwältigt, ob so viel Fürsorge für wildfremde Menschen und bedanken uns ganz herzlich. Leider fuhr sie dann sofort wieder weg und wir hatten keine Möglichkeit sie näher kennen zu lernen.

Begegnungen

Über einen gemeinsamen Kontakt in der Schweiz genossen wir die Gastfreundschaft von Ines und Hans. Sie sind vor über 20 Jahren nach Paraguay ausgewandert und konnten hier mitten in der Stadt den alten Bischofssitz erwerben. Sie haben die Liegenschaft nach ihren Bedürfnissen erweitert und angepasst und leben hier ihren Traum.

Bei der Suche nach einer geeigneten Gomeria um unsere Reifen zu wechseln, fand Gabi Waldemar. Waldemar ist der Inhaber einer LKW-Reifenwerkstatt und selbst in jungen Jahren international LKW gefahren. Er nahm uns fast als Freunde auf, fuhr mit mir über drei Stunden zum Zoll und beherbergte uns während der Zeit, bis wir die Reifen erhielten. Er half uns über seine Beziehungen einen Zollagenten zu finden und organisierte die entsprechenden Treffen, er nahm sich unheimlich viel Zeit und verrechnete am Schluss nichts. Natürlich fanden wir einen Weg ihn trotzdem zu entschädigen, aber die Grosszügigkeit fremden Ausländern gegenüber ist wunderschön.

Tücken der Technik

Bei einem Rangiermanöver hörte Gabi so komische Töne aus der Quadgarage. Wir waren uns nicht sicher, ob Ernstli plötzlich nicht mehr allein da drin war, also beschlossen wir nachzusehen. Als wir Ernstli runterliessen, offenbarte sich das Chaos sofort. Seit sieben Jahren fahren wir immer mit einem Ersatzluftfilter für Globi durch die Welt. Dieser Filter ist so gross, dass er eigentlich nur in der Quadgarage Platz findet. Dort haben wir ihn in einer staubdichten Kunststofftonne an die Decke montiert. Durch das viele Erdstrassen-Gerüttel sind die Inox-Aufhängungen gebrochen und die Tonne ist auf Ernstli gefallen. Der hat sich natürlich gewehrt und dieses Gerangel hat Gabi dann von aussen gehört. Sofort haben wir Ernstli und den Luftfilter von der Tonne befreit und sie verschenkt. Der Luftfilter darf jetzt ohne Tonne friedlich bei Ernstli mitfahren, bis Globi in den nächsten Service muss.

Das Geschüttel der nicht asphaltierten Strassen hat auch die original MAN-Reserverad-Aufhängung beider Räder zerbrochen. Bevor wir die beiden Räder verloren hätten, liessen wir die Aufhängungen schon zum zweiten Mal wieder schweissen.

Zum Schmunzeln

Da ich die Reifen für Globi in Europa zu einem Viertel des Preises von Südamerika erstehen kann, kaufte ich sie in Europa und liess sie nach Paraguay schicken, weil in Paraguay die Zollkosten erträglich sind. Der Transport hat zwar über drei Monate gedauert, aber damit habe ich ja gerechnet. Die involvierten Agenturen waren alle sehr nett und alles hat bestens geklappt. Da ich keine Adresse in Paraguay kannte, liess ich die Reifen im Zollfreilager aufbewahren. – Ich würde das auf keinen Fall mehr tun. – Die lokale Agentur bestätigte mir, dass alles seit drei Wochen bereit sei und die Reifen abholbereit. Ich fuhr also mit Waldemar, dem netten Reifenspezialisten und seinem Anhänger zum Zolllager, um die Reifen in Empfang zu nehmen. Nach vielen Stunden Diskussionen, in einem Gemisch aus Spanisch und Guarani, das ich nicht verstand, mit ganz verschiedenen Angestellten der Zollverwaltung, zogen wir ohne Reifen von dannen. Soweit ich begriffen habe, fehlte ein Papier.

Am Tag zwei nahm ich Kontakt mit einem bekannten Speditionsmann in Asuncion, der mir von mehreren Kollegen empfohlen wurde, auf. Der Mensch war jedoch am Telefon dermassen arrogant, ungezogen, uninformativ und abweisend, dass ich mich entschlossen habe, die Sache weiterhin selbst in die Hand zu nehmen. Ich fuhr also zu meiner paraguayischen Agentur und holte das BL (Bill of lading) in Original ab. Dieses Formular konnten sie mir nicht mailen, weil das lediglich in Original von den Behörden akzeptiert wird. Waldemar organisierte mir einen Zolldeklaranten, der die notwendigen Schritte beim Zoll unternehmen kann.

Am Tag drei trafen ich den Zolldeklaranten, Dani, und er verlangte sofort 8 Millionen PYG in cash. Damit war ich etwas überfordert, immerhin sind das über CHF 1’000,00. Ich holte also bei WU (Western Union) so viel Bargeld und war damit und dem BL für den morgigen Tag gewappnet.

Am Tag vier fuhr ich in aller Frühe mit Dani und seiner Frau wieder zum Zolllager. Ich übergab Dani das Geld und liess mich als Empfänger von Frachtgut bei der Zollbehörde registrieren. Ab sofort durfte ich Waren in Paraguay empfangen. Danach musste ich mich bei verschiedenen Amtspersonen präsentieren und einige, mir unverständliche, Formulare unterschreiben. Am Nachmittag fuhr mich Danis Frau wieder in die Stadt zu Gabi und Globi. Dani bezahlte mit meinem Geld am Nachmittag ohne meine Anwesenheit den Zoll und optimierte vermutlich das System und behielt einen Teil für seine Leistungen ein. Am Abend erhielt ich die Meldung, dass die Reifen morgen freigegeben würden.

Am Tag fünf fuhr ich mit Dani wieder in der Früh zum Zoll und unterschrieb an verschieden Stellen neue Freigabe-Formulare. Gegen Mittag hatten wir alle Stellen durchlaufen und Waldemars Angestellter kam mit einem Pick-up angefahren. Nach einem komplizierten Verfahren durfte er in das Zollfreilager einfahren, ohne Dani und mich, wir mussten zu Fuss gehen! Nach weiteren unverständlichen Formalitäten konnte ich mit Leih-Helm zu meinen Reifen, es waren immerhin tatsächlich meine. Mit einem weiteren Formular wurde der Gabelstapel freigegeben und die Reifen neben dem Pick-up transportiert. Unerlaubterweise fuhr ich im Pick-up mit aus dem Lager. Zum Glück. Ich wollte mich nicht hinter den über 20 LkWs anstellen und beorderte den Fahrer direkt nach vorne, was der Zollbeamte guthiess und uns durchwinkte. Auch beim Gate funktionierte dieses Prozedere so. Jetzt waren wir tatsächlich mit meinen Reifen in Paraguay!

Mein Learning: nur an eine physische Adresse im Land liefern lassen. Immerhin weiss ich nun, dass ich auch im hohen Alter noch lernfähig bin.