2.1.23 bis 19.1.23

Der Traum der Lagunenroute erfüllen wir uns, aber wir haben dabei mit einigen Problemen zu kämpfen. In Bolivien haben wir bis jetzt ausschliesslich sehr freundliche, offenen und hilfsbereite Menschen getroffen, eine wahre Freude.

Globi’s Höhengrenze

Gemäss MAN-Handbuch darf Globi sicher über 2‘500müM gefahren werden. Wir sind mit Globi schon über 4‘000müM gefahren und haben auch schon über 4‘000müM übernachtet, immer ohne die kleinsten Probleme, aber natürlich ausserhalb der Garantie! Auf der Lagunenroute sind 4‘000müM die Basis, die Hochebene ist eigentlich immer mindestens 4‘000müM. Die Lagunenroute war ein lang gehegter Traum, ich möchte die einfach befahren haben. Wir ziehen also los und erreichen die 4‘000er Marke relativ schnell ohne Probleme. Bei der Laguna Colorada auf etwas über 4‘200müM übernachten wir und starten trotz tiefen Temperaturen andern Tags völlig normal. Da wir eine Rundtour unternehmen, fahren über andere Pisten wieder nach Norden zurück. Neben dem wir häufig trotz GPS nicht sicher sind, ob wir auf einer und erst noch der richtigen Piste fahren, steigt die Landschaft immer weiter an. Wir fühlen uns schon auf dem Dach der Welt und trotzdem steigt es immer weiter. Als wir 4‘900müM überschreiten meldet sich Globis Betriebssoftware mit der Meldung, dass die Motorsteuerung nicht mehr funktionieren würde. Das Diesel-Luftgemisch kann bei dem wenigen Sauerstoff auf dieser Höhe offensichtlich nicht mehr richtig berechnet werden. Ich kriege leicht das Muffensausen und drücke auf das Gaspedal, wir brettern auf dieser Höhe mit gegen 80km/h über die Oberfläche. Ich möchte auf keinen Fall, dass der Motor abstirbt, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn wieder starten könnte. Liegenbleiben auf dieser Höhe, wo alle paar Tag mal ein Einheimischer vorbeikommt, stelle ich mir nicht fröhlich vor! Wären wir doch auf der Standardroute mit den vielen Touroperatern geblieben! Aber – Globi schafft es uns sicher wieder unter die 4‘900er Marke zu bringen und kann dann auch seine Motorsteuerung wieder kontrollieren. Wir haben die Lagunenroute heil fertig gefahren und Globi ist unser Held.

Glücksmoment

In meiner Heimatstadt gibt es einen Marktplatz auf dem, mindestens zu meiner Jugendzeit, ein Gemüsemarkt stattfand. Diese Märkte mit den frischesten Produkten aus der Gegend gefallen mir extrem, das Ambiente und das Handeln! Nach Afrika habe ich diese Märkte in Südamerika etwas vermisst, sie sind durch die Supermercados ersetzt worden. Hier in Bolivien, in Tarija konnten wir endlich wieder so einen Markt finden, gross und sehr lebendig. Gabi hat frisches Gemüse gekauft – zum Glück hat Globi so grossen Stauraum – und ich konnte derweil das Treiben verfolgen und auch ein paar nette Bilder schiessen. So gefällt mir das Leben und Reisen.

Begegnungen

In Tarija wurden wir von Pablo, Fernanda, Leonardo und Fiorella, einer lokalen Familie zu einem Assado eingeladen. Pablo ging mit Gabi in die Stadt, um das Fleisch und den Wein zu kaufen. Danach war klassischerweise Pablo für den Grill zuständig und Fernanda bereitete alles Notwendige in der Küche vor. Am Schluss sassen wir unter einer Palme am Tisch und genossen gemeinsam die Leckereien. Wir genossen das Zusammensein bis der Regen kam! Die Möglichkeit ein wenig am Familienleben dieser Familie teilzuhaben war ein wunderbares Erlebnis. Sowas ist nicht selbstverständlich und wir wissen das sehr zu schätzen.

Tücken der Technik

Die Heizung beschäftig uns schon wieder! Nachdem wir in Uruguay den Wärmefühler gewechselt haben, gab nun wieder einmal die eine Heizungspumpe ihren Geist auf. Da ich diese Pumpe schon oft gewechselt habe, ist das grundsätzlich kein Problem nur ein Ärgernis. Ich nehme normalerweise immer drei davon als Reserve mit! Wichtig ist jedoch der Grund herauszufinden, warum diese Pumpen so schnell kaputt gehen. Der Druck in der Heizungsleitung war vielleicht zu schwach, weil natürlich bei jedem Wechsel der gesamte Druck verloren geht und allenfalls weil wir nie mehr Frostschutz nachgefüllt haben. Nach dem Wechseln der Pumpe lassen wir Wasser in die Heizungsleitungen laufen, bis wir bei fast 2 bar sind. Jetzt das Problem des Frostschutzes. Ich baue auf dem Dach mit aufgeschnittenen Petflaschen einen Trichter damit ich mit den 2m Höhendifferenz die 2 bar wieder erzeugen kann. Es geht nichts rein! Gabi lässt dann etwas Wasser aus der Heizung ab und es gehen dann tatsächlich 2l Frostschutz rein. Nach dem Entlüften der Heizkörper können wir wieder etwa 2 bar Druck erzeugen und die Heizung läuft.

Zum Schmunzeln

Auf der Lagunenroute. Wieder einmal entzweien sich die Spuren im Geröll in zwei Richtungen. Es ist nicht einsehbar, ob sie sich wieder treffen, also müssen wir uns für eine Richtung entscheiden. Wir nehmen die Linke. Diese Spuren führen in einen verwunschenen Canyon, der immer enger wird und wahrscheinlich ideal für Motorräder ist. Ich versuche Globi im Bachbett um die unzähligen Felsbrocken zu manövrieren, aber der Canyon ist mehrere Kilometer lang und scheint immer enger zu werden. Zurückfahren und die andere Richtung nehmen ist schon lange keine Option mehr. Ich konzentriere mich und mache bei einer Biegung auf 4’650müM eben doch einen kleinen Fahrfehler dabei schiebe ich einen mehrtönigen Felsblock mit den Hinterachsen ein wenig beiseite. Globi schafft das, ich sehe den Felsblock im Rückspiegel sich wieder an seine alte Position bewegen – locker. Da fängt der Reifendruckkontroller an zu schreien und gleichzeitig hören wir das Zischen der entweichenden Luft. Das Überwachungsgerät zeigt uns, dass wir auf 4’650müM in einem extrem engen Canyon auf beiden Hinterachsen einen Platten haben. Wir führen ja zwei Ersatzräder mit, aber auf dieser Höhe zwei Räder wechseln ist anspruchsvoll. Unsere Kräfte sind leicht eingeschränkt auf dieser Höhe. Um die Räder zu wechseln, müssten wir Ernstli abladen und dazu fehlt seitlich schlicht der entsprechende Platz. Bei der Besichtigung des Schadens sehe ich, dass ich «lediglich» die beiden Drucksensoren und die entsprechenden Ventile abgerissen habe. Ventile und Drucksensoren habe ich dabei. Seit ich in Argentinien an einem Pilon aus Ärger ein Ventil abgefahren habe und dabei feststellen musste, dass die Ventile keine metrischen, sondern Zollschrauben haben, bin ich heute auch stolzer Besitzer einer entsprechenden Nuss und eines entsprechenden Gabelschlüssels. Ich kann die defekten Ventile aus und die neuen einbauen und kriege sie nach einer Weile sogar dicht. Wir können weiterfahren und müssen hier nicht ein paar Wochen bleiben bis externe Hilfe kommt! Bei der ganzen Aktion ist Gabi viel mehr Journalist als ich, sie hat ihre Kamera gepackt und alles auf Video festgehalten, ich habe kein einziges Foto geschossen!