8.12.2019 – 10.1.2020

Eine Expedition in die Antarktis ist grundsätzlich schon mal etwas Erzählenswertes, aber was die Reisenden auf so einer Schiffsfahrt alles anstellen, ist dann doch erstaunlich. Als Fotograf und Filmer muss man ja immer mehr Technik beherrschen, leider geht das manchmal schief.

Antarctic Polar Plunge

Wir hatten das Glück, dass wir mit dem modernsten Polarexpeditionsschiff (seit sechs Monaten in Betrieb), der World Explorer, unsere Reise auf die Antarktis unternehmen konnten. Das Schiff bietet viel Luxus und Annehmlichkeiten, entsprechend ist auch das Publikum, meist US-Amerikaner, Kanadier, Australier und Neuseeländer. Bei dem Preis muss natürlich auch einiges geboten werden. Neben der Schiffsbesatzung arbeiten auf dem Schiff noch eine eigene Hotelbelegschaft und ein Team von Unterhaltern, bestehend aus einem Expeditionsleiter, einer Expeditionskoordinatorin und Guides, die zum Teil spezialisiert sind in Meeresbiologie, Ornithologie, Glaziologie, Fotografie, Meereskajaking und Stand-up paddle. Um die Ruhe dieser einmaligen fast unberührten Natur zu geniessen und zu erleben, bot das Team neben den täglichen Landgängen und Zodiacausfahrten noch Kajakfahren, Stand-up paddle und Camping an! Dass man auch sportlich durch die Antarktis fahren möchte, mag ja noch einigermassen nachvollziehbar sein, obwohl… Nicht verstanden haben wir aber diejenigen, die Camping auf einer Eisscholle gebucht haben. Sie haben dafür ihr angenehmes Hotelzimmer für eine Nacht verlassen und sind in einem Biwaksack auf eine Eisscholle gezogen. Die durften dort nichts hinterlassen auch keine körperlichen Hinterlassenschaften! Und es war kalt. Was macht man nicht alles, um bei den Zuhausegebliebenen möglichst tolle Selfies zeigen und entsprechende Geschichten erzählen zu können. Das «Abenteuerlichste» war aber der Antarctic Polar Plunge. Freiwillig, lediglich für ein gutes Foto, sind reihenweise Reisende in das Eiswasser gesprungen. Es war mutig von den Teilnehmern und lustig für uns Zuschauer. Wir beobachteten, wie flink sonst eher phlegmatische Personen wurden, wenn das etwa 37° Grad unter ihrer Körpertemperatur liegende Wasser sie umschloss. Auch die entsprechende Mimik hat uns Zuschauer erheitert.

Buckelwale

Auf unserer Fahrt nach Feuerland konnten wir vor allem auf der Halbinsel Valdés einige Wale beobachten, aber einen grossen Glücksmoment erlebten wir auf der Rückfahrt von der Antarktis mitten in der Drake Passage als es spät am Abend plötzlich hiess «Wale auf 1100». Eine grosse Schule von Buckelwalen, sicher über dreissig Tiere, schwamm etwa 500 Meter vom Schiff entfernt. Der Kapitän stoppte das Schiff und vollführte eine 360°-Wende um zu Bremsen. Als das Schiff stand, stellte er das Sonar aus, um die Wale nicht zu irritieren und wartete. Die Idee der Meeresbiologin und des Kapitäns ging auf. Die Wale sind neugierige Tiere und kamen sofort auf uns zu geschwommen, um zu erkunden, was da wohl so gross und träge im Wasser liegt. In der Folge tollten sich die Tiere sicher eine gute Stunde um und unter dem Schiff. Sie zeigten sich uns von allen Seiten und spielten auch mit dem Schiff, in dem sie versuchten, dagegen zu putschen und zu stossen. Es war ein einmaliges Erlebnis, diese friedlichen, grossen Tiere in ihrem Element so nahe und so lange beobachten zu können. Unser grosses Glück war es, dass die Wale sich rund um das Schiff vertaten und nicht lediglich auf einer Seite. Es ist nicht auszudenken, was geschehen wäre, wären sie lediglich auf einer Seite geblieben und alle Passagiere und Angestellte hätten sich auf dieser Seite über Bord gelehnt, um sie zu sehen.

Tücken der Technik

Seit letztem Jahr haben wir eine Drohne an Bord. Wir müssen ja mit der Zeit gehen! Auf unserer Reise in den Norden von Argentinien haben wir die Drohne wenig eingesetzt, weil es einerseits meist zu starken Wind hatte und andererseits, weil wir es nicht geschafft haben, die Drohne richtig zu steuern. Das optimierten wir sofort in dem wir uns in den von uns gewünschten besonderen Flugaktionen speziell ausbilden liessen. Danach nahm uns dann die Flugsicherung bekannterweise unsere Drohnenbatterien am Flughafen Zürich weg. Als wir wieder neue besassen, war da wieder dieser stürmische Patagonienwind und das Tablet. Das Tablet ist das Steuermodul für unsere Drohne. Unser Samsung-Tablet gab ohne Vorwarnung einfach den Geist auf, nur noch schwarz. Das geschah bereits einmal, ein paar Monate nach dem Kauf, aber da konnten wir es innerhalb von ein paar Tagen unter Garantie reparieren lassen. In Patagonien war das nicht so einfach. Wir mussten uns ein neues Gerät anschaffen, was wir in El Calafate auch tatsächlich acht Minuten vor Ladenschluss geschafft haben. Die Installation war kompliziert, da wir natürlich wieder einmal ohne Internet waren. In einem Café spendete man uns WIFI und alles war perfekt. Später wollten wir dann die Drohne mit dem neuen Tablet verbinden, aber das verlangt bei der Erstverbindung natürlich ebenfalls Internet, was wir natürlich da auch gerade nicht hatten. Nun ja, jetzt sollte alles wieder in Ordnung sein, aber seitdem leiden wir wieder unter den patagonischen Windstürmen. Unsere Drohnenvideos lassen auf sich warten.

Zum Schmunzeln

Wer durch die Anden reist, muss Kondore sehen. Wir reisen schon mehrere Monate durch die Anden und haben immer noch keine gesehen. Als wir um eine Wegbiegung kamen, waren da plötzlich welche, viele! Ein toter Guanako zog sie an. Die Vögel sind wirklich beeindruckend, so gross wie ein Adler mit einem Kopf wie ein Geier und mit einem weissen Halsband. Sie liessen Globi bis etwa auf fünfzig Meter an sich ran. Gewaltig. Sofort zückte ich meine neue Kamera mit dem grossen Teleobjektiv und schoss fünfundfünfzig Bilder. Ich war glücklich das Ereignis im Speicher zu haben. Zuvor habe ich mit der Kamera geübt zu filmen, ein neues Unterfangen für mich. Dabei muss ich diverse Einstellungen an Kamera und Objektiv ändern, unter anderem auch den Bildstabilisator ausschalten, da ich auf Stativ filmen muss. Es ist so, wie es nicht sein sollte, der Bildstabilisator war immer noch ausgeschaltet und 400mm halte ich nicht freihändig! Sämtliche der einmaligen, vermutlich zum Teil fotowettbewerbswürdigen Bilder waren verwackelt, alle! Ich filme vorläufig nicht mehr mit meiner Fotokamera.