1.3. – 12.4.2019

Was die Nordargentinier so alles machen

Am Morgen in La Quiaca an der bolivianischen Grenze läuft ein junges Paar mit drei unbeladenen Esel an Globi vorbei und bindet sie unweit von uns je an einem Baum fest. Jedem Esel wird mitgebrachtes Stroh verfuttert. Die beiden richten sich unter einem Baum häuslich ein. Interessiert beobachten wir die beiden. Sie führen eine grosse Flasche Wasser und mehrere Plastikbecher mit sich, was jetzt auch nicht besonders aussergewöhnlich ist. Plötzlich bleibt eine Frau bei den Eseln stehen. Die junge Frau gesellt sich sofort zu ihr. Jetzt kommt ein Plastikbecher zum Einsatz, eine der Eseldamen wird gemolken und die Frau bezahlt einen Becher Eselmilch. Danach wird der Plastikbecher mit dem mitgebrachten Wasser ausgewaschen und ist bereit für den nächsten Kunden. Wir stehen also neben einer mobilen Eselmilchbar! Obwohl ich Gabi sofort offeriert habe für sie einen Becher zu holen, lehnt sie das ab.

In Abra Pampa treffen wir Walti, den Besitzer des Hotel Suizo. Walti ist ursprünglich Berner, hat über dreissig Jahre in den USA gearbeitet und später in Mexiko und Chile. Heute betreibt der fitte Achtzigjährige zusammen mit seinem lokalen Partner das Hotel. Auch hier im schönen Nordargentinien gibt es Fremdenfeindlichkeit, wie offensichtlich überall auf der Welt. Vor ein paar Jahre wurde er, weil einziger Ausländer im Dorf, krankenhausreif geprügelt. Wie die meisten Argentinier ist er mit den aktuellen korrupten Politikern nicht zufrieden.

Die berühmten farbigen Felsen stehen in Purmamarca. Die ganzen Anden sind zwar voll davon, aber hier werden sie touristisch vermarktet wie die Schweizer Alpen. Wir haben das Pech, dass wir auch noch an einem Feiertag hier aufschlagen. Parken mit Globi in einer vernünftigen Distanz ist nicht, aber ein wenig wandern schadet uns gar nicht. Wir drängen uns im Ort durch die Menschenmassen, die mit der Rush hour am Zürcher Hauptbahnhof zu vergleichen ist. Das Erlebnis ist für uns schlimm und abstossend und wir fragen uns, ob es den Touristen in unserem Land auch so geht oder ob wir schon zu fest Einsiedler geworden sind.

Von der bolivianischen Grenze südwärts nehmen wir eine kleine Nebenstrasse die Routa Provincial de Jujuy 72. Wir geniessen die mehrtägige Abgeschiedenheit, die Begegnungen mit den Lamas und den wenigen hier lebenden Menschen. Eigentlich gibt es hier keine Berge, trotzdem haben die Strassenbauer es geschafft, die Routa entlang von rutschigen, steilen Hängen entlang der Täler zu führen. Für diese Piste sind wir etwa zwanzig Tonnen zu schwer und weisen einen etwa drei Meter zu langen Radstand auf. In den Kurven schaffen wir es nicht, alle Räder auf der Piste zu platzieren, mindestens eines der Räder ist häufig über dem nicht befestigten Abgrund. Allein die Tatsache, dass wir diese Zeilen verfassen, beweist, dass wir es trotzdem geschafft haben. Als Fahrer würde ich behaupten, dass das meinem ausgezeichneten Fahrkönnen zu verdanken ist, aber ehrlicherweise müsste man das dem Glück zu schreiben.

Vier Jahre nach Island

Beatrice und Robert haben wir vor vier Jahren in Island getroffen. In Buenos Aires sehen wir die beiden zum ersten Mal wieder. Zusammen geniessen wir drei schöne Abende. Wir haben uns gegenseitig Einiges zu erzählen. Freunde nach so langer Zeit wieder zu treffen vermittelt uns ein heimeliges Gefühl.

Zum Schmunzeln

Im Nordosten von Argentinien besuchen wir zwei Nationalparks, die das pure Gegenteil von dem sind, was wir in den Anden gesehen haben, Urwald! Wir freuen uns über die Abwechslung, auch wenn es, wie zu erwarten war, sehr feucht ist. Sofort packen wir unsere Wanderschuhe aus und ziehen los den Wald zu erkunden. Irgendwie empfinden wir dauernd Bewegungen auf unserer nackten Haut, sehen aber nichts. Später sehen wir auch was, riesige Beulen. Die Stechviecher sind so klein, dass man sie fast nicht sieht, dafür aber sehr effizient, was die Auswirkungen betrifft. Die Beulen bleiben tagelang und wir hofften fest, dass nachts nicht plötzlich kleine junge Viecher aus den Beulen schlüpfen, war aber zum Glück nicht so. Die Ranger haben uns erklärt, welche Pfade auf Grund des Regens gesperrt sind. Eigentlich sind das aber die interessanten Pfade. Nach einem langen, beschwerlichen und steilen Abstieg, war klar, dass der Ratschlag von Gabi auf die Ranger zu hören zu deutlich weniger Kletterei geführt hätte.

Wir sind stolz darauf, dass Globi über zwei getrennte Dieseltanks verfügt. Wenn der grosse leer ist, können wir den kleineren in den grösseren umpumpen. Einmal eingeschaltet läuft die Pumpe so lange der Motor läuft. In La Rioja wollten wir nach dem Tanken auch noch unsere Lebensmittel auffüllen. Weil ich nirgends mitten in der Stadt parken konnte, stieg ich aus, um die Gegend zu Fuss zu erkunden. Zu meinem Entsetzen stellte ich dabei fest, dass sich unter Globi eine riesige Diesellache vor der Garage eines Mehrfamilienhauses bildete. Seither weiss ich, dass, wenn man die Pumpe zum Umpumpen einstellt, man sie bei zwei vollen Tanks auch wieder ausstellen sollte.

Unterwegs auf der Route Provincial Jujuy 5 zwischen Yavi und Santa Victoria wurden wir von der Polizei gestoppt. Ein Bus sei steckengeblieben, ob wir helfen könnten. Natürlich. Wir fahren die rund zehn Kilometer hinter dem Polizeiwagen zu dem Bus, einem dreiachsiger Doppelstöcker, der sich neben der Piste festgefahren hat. Zwei Traktoren stehen schon da, aber die konnten nichts ausrichten. Wir hängen ihr grosses Stahlseil an unser Anhängevorrichtung und versichern uns, dass der Gang des Buses auf Neutral steht und alles gelöst sei – ja natürlich. Wir ziehen sehr vorsichtig an, aber trotzdem ist das Stahlseil jetzt geteilt und der Bus hat sich nicht bewegt. Hinterher erklären uns die Polizisten, dass es sich bei dem Bus um einen Schmugglerbus handelt, der Diebstahlware über die grüne Grenze nach Bolivien fährt und nachts offensichtlich etwas neben der Piste gefahren ist. Sie können den Motor aber nicht starten und folglich keinen Druck erzeugen, somit sind die sechs Räder alle nicht nur abgesoffen, sondern auch blockiert. Wir ziehen dann unverrichteter Dinge weiter.

Oft müssen auch wir wieder tanken um immer wollen wir den zweiten Tank nicht anbrauchen. Wir stehen also an einer Tankstelle und warten, dass sich der Tank füllt. Der Tankwart fragt uns plötzlich, ob wir immer mit losen Schrauben durch die Gegend fahren würden. Wir waren nicht sofort beleidigt, denn wir wissen selbst, dass es Leute gibt, die denken, dass wir ein paar Schrauben locker haben. Er meinte aber die Radmuttern! Eine war schon beinahe vollständig ab und vier andere konnte man von Hand bewegen! Da wir uns nicht wirklich vorstellen wollten, was alles hätte geschehen können, wenn wir ein Vorderrad verloren hätten, zogen wir es vor, die Muttern sofort mit 600Nm festzuziehen.

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